Christian G. Knabe, Bild und Text
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München, den 23. November 2010
Pressemitteilung: (29. November 1961)vor 49 Jahren: Contergan wird vom Markt genommen,
nachdem es weltweit mehr als 10000 Kinder verstümmelt zur Welt kommen lies
Das Land ist den Conterganopfern etwas schuldig
Es war Ende November 1961 als der Kinderarzt Widukind Lenz in Begleitung des Rechtsanwaltes
und Vater eines behinderten Sohnes Karl-Hermann Schulte-Hillen in der Tür der Grünenthal GmbH
in Stolberg bei Aachen standen. Was sie mitzuteilen hatten, klang so ungeheuerlich, dass es zunächst
niemand so richtig glauben wollte: das Schlafmittel Contergan hatte tausende Kinder verkrüppelt
zur Welt kommen lassen. In der Bundesrepublik waren es am Ende 5000, von denen heute noch
etwa 2600 am Leben sind. Bei vielen waren die Arme verkürzt und die Daumen fehlten. Bei einigen
sahen die Beine ähnlich aus. Später fand man auch Schäden an den inneren Organen.
Herman Wirtz, der Firmengründer ging die Sache erst mal ruhig an. Am nächsten Tag ging er zur Jagd.
Dann aber meldete die „Welt am Sonntag“, dass Contergan schuld an den tausenden verkrüppelten
Kindern war, über die man sich Land auf Land ab gewundert hatte. Am darauf folgenden Montag,
den 27. November 1961 wurde das Medikament vom Markt genommen.
Ein Strafprozess, damals die Voraussetzung für eine Entschädigung wurde 1970 wegen „Geringfügigkeit“
eingestellt. Es schien nicht beweisbar zu sein, dass der Wirkstoff von Contergan die Ursache für die
Verkrüppelungen war. Dabei gab es 9 Monate nach der Rücknahme keine weiteren Opfer und ein
Tierversuch mit verschiedenen Kaninchenarten hatte im Winter 1961/62 dasselbe Ergebnis gezeigt
wie beim Menschen. Aber man zahlte freiwillig 100 Millionen DM.
Es wurde eine Stiftung gegründet, der Staat gab auch 100 Millionen DM, die aber erst seit kurzem für die
Opfer sind und man verlangte von den Eltern eine Verpflichtungserklärung ab. Sie sollten auf alle Ansprüche
gegen die Grünenthal GmbH verzichten, damit die Stiftung endlich zahlen konnte.
Der Staat, der hier die Pflichten übernommen hatte, verlor bald das Interesse an den Opfern. So mussten
diese von Sozialhilfe leben, wenn sie nicht arbeiten konnten. Erst 2007, als der Fernsehfilm „Contergan“
gezeigt wurde, kam wieder Leben in die Sache. Die Rente wurde zwar deutlich erhöht, aber, ist der Staat
seinen Verpflichtungen nun endlich nachgekommen, schließlich können die Betroffenen ja nicht mehr klagen?
Die Antwort ist eindeutig „Nein“!
Die meisten Conterganopfer sind nach wie vor auf den Sozialstaat angewiesen. Das bedeutet, dass Ehepartner/innen
ihr Einkommen offen legen müssen. Ja, wer von Hartz4 lebt, müsste eigentlich sogar sämtliche Weihnachtsgeschenke
der Behörde angeben, damit deren Wert von der Unterstützung abgezogen wird.
Hier muss der Staat handeln, denn er hat die Verpflichtung übernommen, sich um die Opfer zu kümmern. Als
Gegenleistung hatte er ja damals verlangt, dass niemand mehr gegen die Grünenthal GmbH klagen wird.
Christian Knabe
p.s.: der folgende Link führt Sie zu einer Pressemeldung der Grünenthal GmbH. Ich hatte am 7. November 2007
in der Fernsehdiskussion „Hart aber Fair“ Sebastian Wirtz, den Enkel des Firmengründers zu einem Treffen
eingeladen. Ich tat dies, um das eiserne Schweigen zwischen der Firma und den Opfern zu brechen. Diese S
chweigen hatte zum Vergessen der Opfer geführt.
http://www.contergan.grunenthal.info/ct ... story_a_09
Siehe ebenso:
http://www.contergan.grunenthal.info/ct ... de_press_a
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